Gedanken

 

Irgendwann, vor Jahren, beim Gehen innegehalten. Habe näher hingeschaut, wohin es mich zog. Es hat sich eine Welt im Kleinen geöffnet mit all ihren Farben, Strukturen, Formen und Oberflächen. 

 

Meine Fotografien sind in der Regel nicht inszeniert – im Garten, am Tisch, unterwegs.
Sich etwas Zeit nehmen, um genauer hinzusehen; Farbräume, in denen die präzisen Formen und Dinge nicht immer wichtig sind. Raum geben, damit der Betrachter sein eigenes Bild entdecken kann.

 

Sie liegen vor der Türe, diese Schönheiten – Licht und Schatten, Formen, Farben und Strukturen. Es geht um Raum und Zeit, um Schönheit im Mangel, um Schönheit durch Gebrauch und Verwitterung, um Schönheit auf allen Stufen des Lebens, des Alltäglichen.

 

Adolf Muschg hat diese Gedanken schön formuliert in seinem Artikel DIE GERETTETE EINZELHEIT: «Nicht der Erfindungsgabe, aber der Kunst des genauen Sehens eröffnet sich das Undenkbare.»


Natürlich war die Aufforderung, einen neuen Anfang der Welt zu finden, keine Einladung, einen sensationellen Fund zu machen – das wäre hoffnungslos gewesen. Und doch hatte, was wir suchten, mit Sensation zu tun oder genauer: mit Sensibilität. Es ging darum, nicht etwas ganz Neues zu sehen, sondern etwas ganz neu zu sehen.

 

NZZ vom 12. / 13. April 2008